Wer eine Sportwette auf ein Tennismatch platziert, hat eine fünfzigprozentige Gewinnwahrscheinlichkeit. Auch wenn Djorkovic gegen die Nummer 800 der Welt spielt, ist das eigentlich eine klare Sache. Dennoch bleibt das Restrisiko einer Verletzung des Serbiers und damit ein „walk over“, der Verlust der Wette. Wer darauf setzt, dass der Kurs der Coca-Cola Aktie in 15 Minuten höher steht, als bei Eröffnung der binären Option hat ebenfalls eine 50:50 Chance. Immerhin kann der Kurs in den letzten zwei Minuten vor dem Verfallszeitpunkt noch in die falsche Richtung drehen, und sei es nur für drei Minuten. Für den Handel mit binären Optionen bestehen mehrere Risiken.
- Marktrisiko
- Eingeschränkter Gewinn
- Kein Ausstieg bei negativer Kursentwicklung möglich
Marktrisiko
Dieses Risiko teilen sich die Freunde binärer Optionen mit Tradern im CFD-Bereich, Daytradern und klassischen Anlegern. Eine unschöne ad hoc Meldung zum falschen Zeitpunkt kann die ganze Strategie zunichte machen. Theoretisch lassen sich zumindest bei normalen Marktverläufen die Trends eines Basiswertes vorhersagen. Bei Finanzwetten mit einer Dauer von 15 oder 30 Minuten spielt die zeitnahe Volatilität jedoch eine entscheidende Rolle, wie das nachfolgende Chart der Daimler-Benz Aktie vom 22. Juli 2016 für die Zeit zwischen 9:00 Uhr und 14:00 Uhr zeigt:
Die Tendenz der Aktie seit Börseneröffnung war über fünf Stunden grob steigend, verzeichnete jedoch massive Volatilitäten, schaut man einmal auf den Zeitraum zwischen 10:00 Uhr und 11 Uhr. Einige Trader dürften hier leer ausgegangen sein.
Eingeschränkter Gewinn
Der klassische Handel mit Aktien, Rohstoffen oder Währungen sieht keine Gewinnbegrenzung bei Erwerb eines Basiswertes vor. Der Anleger entscheidet bei Kauf des Basiswertes selbst, wann er wieder verkauft und welchen Gewinn er dann erwirtschaftet.
Anders verhält es sich bei binären Optionen. Mit Eröffnung der Option steht fest, wie hoch die Auszahlung im Fall der richtigen Vorhersage des Kursverlaufes ausfällt. Unabhängig davon, ob die Kursveränderung 0,1 Prozent oder zehn Prozent beträgt. Dem stehen jedoch die enormen Renditen gegenüber. Bei einer Kursveränderung von 1 Prozent 70 Prozent Rendite zu erwirtschaften, klingt verlockend. Was für Anleihen mit schwacher Bonität des Emittenten gilt, gilt auch für binäre Optionen: Die Rendite preist das Risiko mit ein.
Ausstieg nur begrenzt möglich
Wurde eine binäre Option gekauft, läuft diese in der Regel bis zum Schluss. Nur wenige Broker räumen ihren Kunden die Möglichkeit ein, einen laufenden Kontrakt vorzeitig zu beenden. Voraussetzungen sind aber, dass der Vertrag im Geld läuft, also keinen Verlust bedeutet, und dass der Trader einen Abschlag in der Rendite akzeptiert.
Läuft der Vertrag aus dem Geld, ist keine vorzeitige Beendigung machbar. Der Broker profitiert schließlich davon. Es besteht bei einigen Anbietern lediglich die Möglichkeit, die Option bis zum nächsten Verfallszeitpunkt zu prolongieren, allerdings auch mit reduzierter Rendite.
Was ist dran am Betrugsvorwurf?
In jeder Branche gibt es schwarze Schafe. So wurde jetzt erst einem deutschen Lebensversicherer nachgewiesen, dass er bei der Abrechnung der Rückkaufswerte falsche Zahlen zugrunde legte. Die gerichtliche erwirkte Neuberechnung brachte – erneut falsche Zahlen zutage.
Unstrittig, auch bei den Brokern für binäre Optionen gibt es schwarze Schafe, welche beispielsweise keine korrekten Kurse einspielen, oder Kurse, die rund 15 Minuten verzögert erscheinen, einblenden. Daraus darf jedoch nicht der allgemeine Schluss gezogen werden, binäre Optionen seien generell Betrug. Nicht jedes Fußballspiel ist bei Sportwetten manipuliert.
Dennoch macht es Sinn, sich nicht an die Broker zu halten, welche exorbitante Renditen versprechen, aber auf den Virgin Islands oder Seychellen sitzen. Ein bisschen helfen die Hinweise zur Regulierung bei der Auswahl der Broker.