Umgangssprachlich werden die Begriffe „Dispokredit“ und „Konto überziehen“ häufig als Synonym verwendet. Dies ist allerdings nicht ganz richtig.
Wir wollen an dieser Stelle einmal die Unterschiede aufzeigen und Alternativen benennen.
Dispokredit und Kontoüberziehung
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Der Dispo ist ein von der Bank eingeräumter Kreditrahmen.
- Bei der Kontoüberziehung handelt es sich um ein eigenmächtiges Überschreiten der Verfügungsmöglichkeiten auf dem Konto durch den Inhaber.
- Eine Bank kann eine Kontoüberziehung zulassen (genehmigte Überziehung).
- Verweiger die Bank die Überziehung, kommt es zu Lastschriftrückläufern.
- Zinsen für Kontoüberziehung übersteigen Dispozinsen deutlich.
- Rahmenkredit als Alternative, da mit Rückzahlungsvereinbarung ausgestattet.
Dispokredit – Praktische Kreditlinie mit hohen Zinsen
Bei einem Dispokredit handelt es sich um eine von der Bank genehmigte und eingeräumte Kreditlinie auf dem Girokonto. Der Kontoinhaber kann auch bei fehlendem Guthaben auf seinem Konto weiterhin bis zum Erreichen der Kreditlinie finanziell aktiv sein. Der Haken an einem Dispo ist allerdings der recht hohe Zinssatz. Banken geraten deswegen immer wieder in die Kritik von Verbraucherschützern und Politikern.
Der Dispokredit wird in der Regel ohne Kreditvertrag seitens der Bank eingeräumt. Es besteht weder eine Rückzahlungsvereinbarung noch muss der Kontoinhaber Sicherheiten stellen. Die Höhe des Dispos richtet sich nach der Bonität des Kontoinhabers und seinen regelmäßigen monatlichen Geldeingängen. Meist beträgt der Dispokredit das Zwei- bis Dreifache dieser Geldeingänge.
Kein Recht auf Dispo
Grundsätzlich gilt, dass kein Bankkunde ein Recht auf einen Dispo hat. Die Zusage oder Ablehnung liegt ausschließlich im Ermessensspielraum der Bank. Gewinnt die Bank den Eindruck, dass sich die Bonität des Kontoinhabers verschlechtert, hat sie die Möglichkeit, den Dispo zu kürzen oder ganz zu streichen. Dies darf aber nicht von einem Tag auf den anderen geschehen. Laut Rechtsprechung muss ein angemessener Zeitraum vorgegeben werden, um dem Kunden die Möglichkeit zu geben, den offenen Saldo auszugleichen. Als angemessen gilt eine Frist von zehn Arbeitstagen.
Konto überzogen – was passiert? Was tun?
Von einer Kontoüberziehung ist die Rede, wenn der Kontoinhaber Geldausgaben vornehmen möchte, die über den eingeräumten Dispo hinausgehen oder das Konto in das Minus rutschen lassen, wenn kein Dispo besteht.
Überziehungskredit wird nicht immer gewährt
Banken können Kontoüberziehungen zulassen, müssen aber nicht. Im Gegensatz zu einem Dispo, der keine Rückführungsvereinbarung vorsieht, erfolgt bei einer eingeräumten Kontoüberziehung recht schnell die Aufforderung, den überzogenen Saldo innerhalb einer bestimmten Frist auszugleichen. Gestattet die Bank keine Überziehungskredit, führt dies zu Lastschriftrückläufern oder dem Einbehalten der EC-Karte bei Barverfügungen am Geldautomaten.
Überziehungszinsen bei Sparkasse, Postbank, Commerzbank, Deutsche Bank usw.
Die Zinsen für nicht genehmigte Kontoüberziehungen liegen bei den meisten Instituten noch einmal deutlich über den Zinsen, die für den Dispo berechnet werden. Die nachfolgende Liste von Überziehungszinsen ist nicht vollständig, gibt aber einen ungefähren Überblick:
Bank | Dispozins p.a. | Überziehungszins p.a. |
Comdirect | 6,50% | 11,00% |
Ethikbank | 7,50% | 12,25% |
Commerzbank | 7,75% | 10,25% |
netbank | 8,00% | 11,00% |
Postbank | 8,68% | 12,60% |
Deutsche Bank | 10,90% | 14,90% |
Sparkasse | unterschiedlich | je nach Sparkasse |
Gebühr für ungenehmigte Überziehungen unrechtmäßig
Die Praxis der Deutschen Bank und der Targo Bank, für ungenehmigte Überziehungen noch ein gesondertes Entgelt zu berechnen, wurde vom Bundesgerichtshof (BGH) im Jahr 2016 allerdings für unrechtmäßig erklärt (Az. XI ZR 9/15 und XI ZR 387/15).
Vorteile und Nachteile einer Kontoüberziehung
Stimmt die Bank einer Kontoüberziehung zu, liegt der Vorteil darin, dass der Kontoinhaber für einen kurzen Zeitraum Liquidität erhält.
Der Nachteil besteht zum einen aus den möglicherweise höheren Zinsen, zum anderen darin, dass die Bank die Überziehung auch nicht zulassen muss. Wer sein Konto ungenehmigt überziehen möchte, läuft Gefahr, dass es zu Lastschriftrückläufern kommt, die einerseits wiederum mit Gebühren behaftet sind, zum anderen der Schufa gemeldet werden.
Unter dem Strich sollten Bankkunden eine Kontoüberziehung, wann immer es geht, vermeiden.
Wie lässt sich die Kontoüberziehung vermeiden?
Die Antwort auf diese Frage ist schon fast banal. Kontoinhaber können Kontoüberziehungen nur dadurch vermeiden, dass sie keine Verfügungen über ihr Konto zulassen, wenn das Guthaben aufgebraucht oder der Dispo ausgeschöpft ist. Natürlich ist dies in bestimmten schwierigen Situationen leichter gesagt als getan. Rechnungen müssen nun einmal bezahlt werden.
Der beste Weg, die Kontoüberziehung, die auch häufig ein Schritt in die Verschuldungsfalle darstellt, zu vermeiden, ist das rechtzeitige Gespräch mit der Bank oder die eigeninitiative Suche nach einem Ratenkredit. Wer rechtzeitig durch einen Ratenkredit sein Konto ausgleicht, verhindert die ungenehmigte Überziehung und die damit einhergehenden horrenden Zinsen.
Hohe Kosten durch Dispo Zinsen, Umschuldung als Lösung
Beträgt das monatliche Einkommen 2.000 Euro netto, das Konto ist mit 3.000 Euro in Anspruch genommen, besteht keine Chance, diesen Saldo jemals zurückzuführen. Durch die laufenden Kosten rutscht der Saldo immer weiter nach unten, die Kreditkündigung ist die Folge.
Um hier wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen, macht die Umschuldung Sinn. Die Kreditsumme sollte allerdings nicht auf 3.000 Euro festgeschrieben werden, sondern auf 5.000 Euro. Mit der Vorfinanzierung eines Monatseinkommens verhindert der Kreditnehmer, dass er im übernächsten Monat wieder unter null rutscht.
Rahmenkredit als Alternative
Wer weiß, dass er ab und an einmal mehr Geld benötigt, als auf dem Konto vorhanden ist, kann auf einen Rahmenkredit zurückgreifen. Dabei handelt es sich um ein Zwischending von Dispo und Ratenkredit. Die Zinsen liegen deutlich unter denen eines Dispokredites oder einer Girokontoüberziehung.
Ein Rahmenkredit sieht auf einem Unterkonto des Girokontos einen Kreditrahmen vor, ähnlich eines Dispos. Der Kontoinhaber kann innerhalb seines Kreditrahmens Verfügungen vornehmen. Im Gegensatz zum Dispo besteht allerdings eine Rückführungsvereinbarung. Diese sieht vor, dass der Kunde jeden Monat entweder einen bestimmten Prozentsatz des in Anspruch genommenen Darlehens oder einen festen Betrag zurückzahlt. Zinsen fallen nur auf den tatsächlich genutzten Kredit an.
Die Rückzahlungsvereinbarung verhindert, dass nur Kredit in Anspruch genommen, aber nicht zurückgeführt wird. Darüber hinaus ist, im Gegensatz zum Dispo, eine Überziehung des Kreditrahmens nicht möglich